Glückskeks und die Hauptstadtkatze

"Danke", sagte Glückskeks, und die Hauptstadtkatze schreckte ein bißchen auf, aber viel weniger als sie später noch von Knallern und Raketen und 1000 niederprasselnden Wünschen aufschrecken würde. Gerne, dachte sie, aber wofür genau? Treue Hauptstadtkatzendienste? "Danke", wiederholte Glückskeks ausdrücklich nochmal. "Danke 2012, you've been awesome. Danke für viele Filme und zwei Filmfestivals, danke für nette Tage und Abende, danke fürs Aufgeschütteltwerden und Träume und Steine und ganz besonders für einen ganz bestimmten Plastikflaschenverschluß. Und für Reisen und Reisen und Reisen, und fürs Wiederheimkommen. Danke für K. und M. und für viele wache Nächte. Danke für neue Möbel in der Bude und frischen Wind. Für neue Pläne und für neue Energie. Das war ein verdammt gutes Jahr. Davon kann sich 2013 mal schon ne Scheibe abschneiden." Die Hauptstadtkatze fand es alles in allem in der Gesamtsituation auch recht angenehm und hatte dem grundsätzlich nichts Spezielles hinzuzusetzen.

"Na da kommt ja was auf uns zu, Hauptstadtkatze", kicherte Glückskeks. "Was sind's denn jetzt, Tage, Wochen, oder Monate? Auf jeden Fall, in viereinhalb Tagen, hopefully I am on my to a good buzzin' head mit dem besten von allen und anderen Freunden, warum erst bis Silvester warten mit dem Trinken, und diese Zirkusvorstellungen ausgerechnet immer an Silvester halten mich meistens ja doch davon ab, gepflegt die wilde Maus zu machen an dem eigentlichen Tag.." Maus? dachte die Hauptstadtkatze, überlegte kurz, und putzte sich dann doch weiter das Fell, Prioritäten muß man schon setzen, beauty geht über food. "In viereinhalb Wochen? Hm, idealerweise weiß ich da schon ein bißchen mehr darüber, ob der ferne Prinz mich nun besuchen kommen kann, zumindest müßten wir den Besuch dann auf den Weg gebracht haben so vorbereitungstechnisch. Hmpf. Darüber will ich noch gar nicht nachdenken, ungelegte Eier und so, erstma ausbrüten. In viereinhalb Monaten... da weiß ich dann schon, ob er kommt, und außerdem hab ich bis dahin hoffentlich den Traummann nochmal wiedergesehen.." Traummann? Naja, dachte die Hauptstadtkatze, Geschmacksache. Bißchen zottelig ist er ja schon, oder.. "Traummann, das klingt irgendwie doof", sagte Glückskeks, "aber das ist ja nun mehr, weil er dauernd in meinen Träumen herumspukt, und weil mir noch kein anderer Name eingefallen ist. Ich wüßte auch nicht, was für ein Name da paßt, schließlich werd ich ganz stumm, wenn ich den definieren muß, oder irgendwelche Gefühle, die er in mir auslöst, oder irgendwelche Rollen, die er in meinem Leben spielt, wenn überhaupt. Aber da wird mir schon ein Name einfallen." Glückskeks zog sich langsam die Decke ein bißchen höher und begann sich einzukuscheln, und auch die Hauptstadtkatze war bereit zu einer weiteren Runde Daysleeper-Dasein. "Auf jeden Fall wird das eventuell ein denkwürdiges Jahr, Hauptstadtkatze, denkwürdig...." Und Glückskeks hörte auf zu denken und wünschte sich einen Traum herbei und eine Mütze Schlaf.

"....damn, you might just get it.." murmelte Glückskeks. Die Hauptstadtkatze wußte noch, wie das war, als das Wünschen noch geholfen hatte, und wußte auch, daß das eigentlich immer noch so war, wenn man es denn richtig machte. Aber Glückskeks experimentierte wohl noch auf einigen Gebieten, bei Interessen, Garderobe und dem Wünschen. "Na toll." Glückskeks warf das neue Shirt auf das kleine Häufchen neuer Kleider, die alle so ganz anders waren, aber sich anfühlten, als sollten sie ihr schon lange gehören. "Toll, toll, toll. Ich hatte ja zugegeben ein bißchen Angst vor diesen Träumen. Aber daß ich sie jetzt nicht mehr träume, gefällt mir gar nicht. Was soll dat denn nu?" Na dann paß mal ein bißchen auf was du dir wünschst, dachte die Hauptstadtkatze. Sonst wird das nächste Jahr auch ein bißchen sehr sehr stressig, wenn das alles kommt, was du dir so in dein Leben wünschst. Und so ein kleines Fünkchen von dem richtigen Wünschen hast du anscheinend schon kapiert. Fearless, reckless dedication, no flinching, just bring it on whatever it takes.
Glückskeks wunderte sich über den sehr tapferen und entschlossenen Blick der Hauptstadtkatze und wühlte noch ein bißchen durch die Kleider und hoffte auf neue Träume.