Sonntag, 8. Oktober 2006
a little remote part of the world believes in fortune cookies...
"Ach, die Hauptstadt.....", seufzte Glückskeks. "Diesmal hat sie mir mal wieder so richtig gezeigt, was sie kann.... Ankommen um Stunden zu spät, mit dem falschen Bus in die Innenstadt, ein Kli-Kla-Klawitterbus voll Menschen, Hunden, Schweiß, Tüten, die alle schon lange lange in der Stadt sein wollten. Hauptstadtcharme pur... Und dann völlig übernächtigt in den Straßen, die immer gleich aussehen, ob man nun übernächtigt ist oder putzmunter oder tieftraurig oder glücklich. Und dann am Abend ein Straßenfest zur Begrüßung, der Kiez voller Menschen und Gören und Wasserpfeifen und Billighändler und Essensgeruch und Siebziger-Rock und mittendrin ein Glückskeks mit staunenden Augen. Und dann schlafen in einer Ferienwohnung, die fast aufs Haar der gleicht, in der ich mal zuhause war... Und dann der nächste Tag mit dem gleichen Spiel, und emails vom besten von allen immer dazwischengepflückt, oder ein Anruf... der hat einen solch untrüglichen Instinkt dafür, genau dann anzurufen, wenns entweder perfekt paßt oder eben eigentlich gar nicht, das ist schon extrem unheimlich... Ich sitze bei Murat und Mehmet im Internetcafé, und schwups, ist der Bildschirm voll riesiger roter Buchstaben, die mir erzählen, warum ich jetzt eigentlich gefälligst besser in meinem Zirkus zu sein hätte.... Und ich will grade die Tür hinaus, aus der Wohnung, die sich wie meine anfühlt, in die Stadt hinaus, die sich immer noch und immer wieder wie meine anfühlt, und ein Anruf hält mich zurück, der mir erzählt, was ich unbedingt sofort zu tun habe, wenn ich denn zurück bin, und wann ich denn eigentlich zurück wäre... Und ich gehe hinaus, gehe zu den Möven, und es klingelt schon wieder, und noch etwas Hochwichtiges wird mir brühwarm mitgeteilt..." Möven, dachte die Hauptstadtkatze, ach, Möven.... "Und in der Nacht steht der Mond hoch am Himmel und erinnert mich an die Nacht, in der wir geredet haben und geredet vor einem der Zirkuszelte, der beste von allen und der beste Freund des besten von allen und ich... und in der ich zuhören durfte, wie der beste von allen beteuert, nein er hat grade keine feste Beziehung, und er hat auch gar keine Zeit für eine feste Beziehung, und er will auch gar keine Zeit für eine feste Beziehung haben, das einzige Problem ist, daß er immer so schön renovieren konnte, wenns eine neue feste Beziehung gab, und es gäbe ja grade so einiges zu renovieren... und keiner von uns hat gesagt, kein Herz fragt obs grade paßt jetzt, kein einziges, es platzt einfach so herein.... und das wichtigste ist ja, daß man über dieselben Dinge miteinander lachen kann, sagt dann der beste Freund, der grade eine Beziehung beendet hat, in der er das nicht mehr konnte, und keiner von uns hat gesagt, daß uns allen die Bäuche wehtun, weil wir vorher so miteinander gelacht hatten.... und der beste von allen redet über unser aller Zirkusjob und sagt plötzlich, ich sei ja ihre beste, die beste des Zirkus, und ich freue mich total, weil ein Lob von ihm ja so häufig ist comme perles de pluie venues de pays ou il ne pleut pas, und ich denke gleichzeitig, deine beste will ich auch sein, deine persönliche beste... ach Hauptstadtkatze, noch so viel zu erzählen....", murmelte Glückskeks, als ihr die Worte langsam fehlten. Und die Hauptstadtkatze hörte halb zu und träumte halb von Möven und fragte sich, was dann all die Zeit am Computer bedeutete in letzter Zeit, warum Glückskeks von fremden Ländern träumte und doch gestern sich in den Schlaf geweint hatte mit Worten auf den Lippen, die an den besten von allen gerichtet waren.

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Mittwoch, 4. Oktober 2006
so much to tell, but nothing to say....
"Ach Hauptstadtkatze", seufzte Glückskeks. "Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll..." Die Hauptstadtkatze konnte sich das schon denken, es war allzulange her, daß Glückskeks aus dem Wirbel von Arbeit und Unternehmungen aufgetaucht war, um etwas nach Luft zu schnappen und ein bißchen zu plauschen mit den wichtigsten aller Lebewesen. "Ach Hauptstadtkatze, was soll ich sagen... soll ich zum hundertsten oder tausendsten mal vom besten von allen erzählen, der an manchen Tagen wohl etwas zu fit war und an manchen sehr von der Grippe gebeutelt... der manchmal richtigen Mist geredet hat und manchmal wirklich ehrliche, tiefe Dinge.... oder soll ich dir von der Hauptstadt erzählen, die mal wieder so war wie sie sein soll und den Effekt auf mich hatte, den sie haben soll... oder soll ich dir von fernen Ländern erzählen und wildfremden Menschen, die einfach so in meine Welt hereingeschneit sind in letzter Zeit und die mich unterhalten und faszinieren und zum Nachdenken bringen... ach was, ich muß dir wohl von allem ein bißchen erzählen, aber der Reihe nach...." Glückskeks setzte sich aufs uralte gemütliche Sofa und die Hauptstadtkatze rollte sich daneben zusammen, und Glückskeks erzählte...

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Freitag, 1. September 2006
not thinking anymore
"Jetzt wars die ganze Zeit gut, Hauptstadtkatze", sagte Glückskeks leise und ein bißchen mutlos. "Die ganze Zeit. Ich hab gearbeitet, hab ein bißchen was unternommen, und mir die ganze Zeit gedacht, es geht ja auch so. Es geht ja auch so. Und dann schlägt das Wetter plötzlich um. Und die Narben schmerzen wieder, und diese blöde kleine Hoffnung will einfach nicht sterben, obwohl sie keine fucking Existenzberechtigung whatsoever hat. Keine. Keine. Keine. Es wird Zeit, daß ich in die Hauptstadt komme. Gedanken ordnen. Manche Fädchen entwirren sich nur dort." Die Hauptstadtkatze versuchte etwas tröstend zu schnurren.

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