Glückskeks und die Hauptstadtkatze

"Hauptstadtkatze, stell dir vor", sagte Glückskeks. "Der zweitbeste von allen ist im moment schon ein bißchen der beste von allen. Ich meine, der beste von allen wird immer der beste von allen sein, aus Tradition. Aber meine Gedanken kreisen um den zweitbesten von allen, immer wieder."

"Haaaach Hauptstadtkatze", sagte Glückskeks. "Der zweitbeste von allen macht mich noch völlig fertig mit seinen mind games. Und ich weiß nicht mal ob er das absichtlich tut. Will der nur ausprobieren, ob ich eifersüchtig werde, wenn er von anderen erzählt? Es kla-haaaapt!! Aber auf mich zukommen, das tut er nicht. Warum hat das Internet keine objektive Überwachungsfunktion, die einem sagt, Lady, du verrennst dich da völlig, oder, hey, halt durch, dat wird schon. Und der beste von allen will sich angeblich ja gerne mit mir unterhalten, stundenlang, aber muß weg auf einen anderen Termin. Na super. Ich müßte mir auch ganz viele andere Termine zulegen, aber ich kleb ja am Computerbildschirm wie ne Mücke an nem Kuhfladen...." Die Hauptstadtkatze räkelte sich auf ihrem Lieblingsplatz, legte kurz die Pfote auf den Knopf unter dem kleinen Kuschelkissen und entschied, die objektive Überwachungsfunktion doch lieber nicht einzuschalten, denn die letzte Fütterung war nicht ganz liebevoll genug geschehen.

"Wie lange ist zu lange im Netz, Hauptstadtkatze?" fragte Glückskeks. "Wann chattet man zu viel und verbringt zuwenig Zeit in der realen Welt? Wenn man sich mit dem Zweitbesten von allen viel öfter und länger und vergnüglicher unterhält als mit dem Besten von allen, rückt er dann automatisch auf pole position vor? Wie weiß man, ob sich einer über Blumen am Auto gefreut hat? Wie werd ich jemals Ordnung in meine Bude bekommen, wenn ich meine freie Zeit immer nur vor dem Bildschirm verbringe? Wann werde ich den Zweitbesten mal wiedersehen außerhalb der virtuellen Welt? Wann verheilen Trennungswunden? Wann schaffe ich es endlich nochmal in die Hauptstadt? Warum guckst du so komisch"
"Noch eine Frage", dachte die Hauptstadtkatze, "und du bist fällig. Ob ich mein Futter nun von dir kriege oder nicht."