Glückskeks und die Hauptstadtkatze

"Stell dir vor, Hauptstadtkatze", sagte Glückskeks, "der Beste von allen hat mich in den Arm genommen heute!! Und bevor ich hier endgültig auf Teenie-Niveau absacke, es war eine rein freundschaftliche Umarmung im Rahmen eines Gesprächs über einen Kollegen - hm, aber notwenig wäre sie eigentlich nicht gewesen, also giltet das, oder? Und ist mir scheißegal außerdem, sie fühlte sich gut an, die Umarmung. Rest is mir gleich. Und das CD Brennen hat stundenlang gedauert, stundenlang! Dabei hat er wenigstens an mich gedacht. Und das giltet auch!"
"Nicht mehr zu retten", dachte die Hauptstadtkatze, "nicht mehr zu retten."

"Oooooooh Hauptstadtkatze", seufzte Glückskeks. "Was sind das nur für Tage, die ich da grade erlebe. Es passiert so wenig, daß ich schon fast glaube es hat jemand Pause gedrückt. Ich will mich ja nich beschweren, aber irgendwas könnte hier schon voran gehen, oder fang ich schon wieder an mich in irgendeiner Warteschleife zu fühlen und zu warten, daß meine Zukunft endlich anfängt? In der Hauptstadt hab ich mich nie so gefühlt. Brauche ich diese Impulse von außen? Muß ich weit weg vom Besten von allen sein? Muß es schmerzen, damit ich spüre daß ich am Leben bin? Vielleicht hab ich auch einfach nur die große Langeweile....." Die Hauptstadtkatze hörte sich das alles geduldig an und überlegte kurz, ob sie auf Vorspulen drücken sollte, entschied sich aber noch dagegen.

"Naja andererseits", sagte Glcückskeks, "ist das WWW ja nicht grade so schlimm, sonst hätt ich gestern nicht so nett mit dem Zweitbesten chatten können... und es ist doch gut zu wissen, wenn wirklich was in seinem Leben passiert... und der Beste von allen treibt sich ja nie im Netz herum, dann isses ja nicht ganz so stressig.... " "Ich wohne mit einem Glückskeks zusammen, der sie nicht mehr alle hat", dachte die Hauptstadtkatze. "Ich sollte mir langsam Sorgen machen"

"Also ich weiß nicht, Hauptstadtkatze", sagte Glückskeks. "Das Internet - ist das jetzt was gutes oder was schlechtes? Ich kann fast jeden Schritt des Zweitbesten von allen verfolgen, denn er hinterläßt Spuren im Netz wies Blätter im Wald gibt. Aber was hab ich davon? Ich mach mich wahnsinnig damit, das mitzuerleben. Er weiß nicht, daß ich alles sehe, und ich weiß nicht, was er wirklich über mich denkt. Es wär ja mal die einfachste Sache der Welt, ihn das zu fragen. Aber ist es das was ich will?" Die Hauptstadtkatze sprang vom Balkonsims, nachdem sie genug davon hatte, die Spuren der Tauben in der Welt da draußen zu verfolgen.