Dienstag, 22. Mai 2012
fortune spreads cookiecrumbles
"Und jetzt muß ich dort anrufen, Hauptstadkatze", sagte Glückskeks, während sie mit gezückten Telefonkarten in ihrer Wohnung herumschlich. "Also sonst bin ich ja ziemlich gut darin, Leute zuzutexten. Aber was soll ich dieser Frau nun sagen..." Glückskeks wurde sehr sehr nachdenklich und legte die Telefonkarten erstmal hin. "Ich komme mir vor, wie wenn ich eine Reise in ein fremdes Land antrete, und das ist es ja quasi auch, wenn man irgendwo anruft. Ich weiß gar nicht was ich ihr sagen soll. Ich will... was will ich eigentlich... irgendwie will ich nur, daß diese Geschichte weitergeht, daß sie nicht abreißt, daß dieser red string of fate nicht abreißt. I feel like I need to find words of magic... Ich muß so ein kleines Zauberkunststück vollführen, sie soll mir vertrauen, obwohl sie mich nicht kennt. Sie soll sich mir öffnen, obwohl ich es nicht tun werde, wenn ich sie auch nicht täuschen will. Und wenn das Zauberkunststück gelingen sollte, was mach ich dann? Nicht mal das weiß ich. Ich habe nur das Gefühl, daß die Geschichte irgendwie weitergehen soll, und dazu muß ich ihr ihre Geschichte entlocken, ohne daß sie meine kennt. Ich muß Brotkrumen streuen oder Kekskrümel, ohne selber eine böse Hexe zu sein, oder auf einen bösen Zauberer hereinzufallen." Glückskeks legte die Telefonkarten wieder zurecht und wußte immer noch nicht, wann sie anrufen sollte, heute oder morgen? Oder hatte es noch einen Tag Zeit? Nur nicht zu lange warten. Abrakadabra, dachte die Hauptstadtkatze.

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Montag, 21. Mai 2012
a string attached by fortune
"Hauptstadtkatze? Träum ich?" fragte Glückskeks, und die Hauptstadtkatze dachte, na wenn du nicht gerade Bücher klaust mit Filmstars, dann wohl nicht, oder. "Kommt mir grade alles ein bißchen bizarr vor. Oder schizophren. Oder mysteriös. Oder all of the above. In einer Sekunde bin ich im Zirkuszelt in der Manege und dirigiere brave oder aufsässige Zirkuspferdchen herum und trabe selber mit, so wie schon so lange. Aber in der anderen Sekunde bin ich in meinem emsigen kleinen sweatshop und verpacke und verschicke diese kleinen Glitzerdinge. Die die Leute so mögen, daß es mir schon ein bißchen Angst macht und ich denke, vielleicht verpacke ich manchmal meine Träume mit, oder viele gute Wünsche, oder was macht das so faszinierend.. Und in der nächsten bizarrsten Sekunde bin ich mitten in dieser neuen Geschichte, so dick wie ein Buch, voll mit zerplatzten Träumen und gebrochenen Herzen und verworrenen Gedanken und denke, ich muß da was regeln, bevor da einer Schaden nimmt, einer, von dem ich überhaupt gar kein bißchen will, daß ihm was passiert, ich muß da was graderücken und weiß gar nicht ob ich es kann, ich muß ein knight in shining armor sein, although there have never been knightresses, only damsels, and I don't know, I must be looking very awkward in that armor thing. Und ich weiß nicht, woher das plötzlich alles kommt, dabei habe ich doch noch lange nicht fertig ausgemistet, das kann doch nicht nur davon kommen, daß ich mir dieses thread of fate umgeknotet habe, das gibts doch nicht..." Glückskeks zupfte ein wenig zweifelnd und ein bißchen verzweifelt an dem dünnen roten Bändchen, das sie seit neuestem trug. Die Hauptstadtkatze schaute Glückskeks lange an und träumte von der Frage, ob man eine Dose öffnen kann, wenn man selber verkleidet ist als eine.

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Mittwoch, 16. Mai 2012
deciphering dreams of fortune
Die Hauptstadtkatze lag auf dem Teppich und döste in den Abend hinein. Glückskeks setzte sich neben sie und war immer noch in ihrem Traum von letzter Nacht gefangen. "Kannst du eigentlich auch Träume deuten, Hauptstadtkatze?" fragte Glückskeks, als die Hauptstadtkatze ihre schrägen Augen einen Millimeterbruchteil öffnete, um nach Glückskeks zu sehen. "Weil, ich hatte einen... I met this girl, and we found out that we had a mutual friend, a schoolmate from way back when. He introduced us, and she invited me back home to her place, an old house, gorgeous, with old furniture, very comfortable, very nice.
I went to this room in her house, she had told me she had had another guest, this movie star. He was gone by then, but somehow I was still not supposed to be in this room. I went in anyway, and there was a bookshelf full of old books, and there was this book that I really really wanted. It was huge, thick book, and I wanted to read it and keep it. Suddenly I realized that Mr. Moviestar. hadn’t moved out yet, that he was still there, because I suddenly noticed his stuff, some clothes on the bed and a bag. I realized that he had slept in this bed and worn these clothes, and I smelled the clothes, I wanted to be close to him somehow. I put them back, but kept one piece of clothing. My new friend came in and I think she said I could keep the book. Then I was alone in this room again. Suddenly I met Mr. Moviestar, I don’t know if it was still in this room or a little later somewhere else. We instantly clicked, we talked and talked and felt that we were really similar in thoughts, in the way we perceive the world. I spent a lot of time with him. Sometimes I saw him sitting in a café or a restaurant with other girls, but I was never really jealous because I felt this was something else than what we had. We walked around the town, it was an old one with a lot of old small shops and cafes and such, it was really nice there. I found out that he also liked that book that brought me to his room, and he had something that I saw one time, it was like some advertising paper or brochure, and somebody had written something on it, and it was my phone number. So he had had my phone number before he even met me, but he didn’t know it was mine.
The whole dream made me feel very good, I felt very much at home there and very connected to Mr. Moviestar. He was gorgeous, but handled it in a quirky way, not like he didn’t know he was or something, but like he knew it was not important, really. He was shy in his heart, but opened up to me because he felt that we were close somehow. We had our own little world that nobody else could really connect to."
Die Hauptstadtkatze schnurrte einen kurzen Schnurrer, der alles war, was an Interpretation von ihr zu bekommen war. Mr. Moviestar? dachte sie. Gut, daß sie ihn in ihrem Traum nicht K. genannt hat, sonst wär mir das zu kafkaesk. Und gut, daß Katzen ihre Trauminterpretationen immer für sich behalten müssen, alter Katzenehrenkodex. Soll's doch jemand anderes interpretieren.

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