Dienstag, 18. April 2006
Horatio, dreams, moving frenzy
"Haha, ich freu mich schon auf dein Gesicht, wenn du diese Dachterasse siehst", sagte Glückskeks. "Ich weiß, ich wiederhol mich. Aber ich krieg mich halt kaum mehr ein. Das geht alles wie geschmiert hier. Wie geschmiert. Nur das Einpacken nicht, seufz. Aber gut Kartons organisiert ist halb gewonnen, oder so ähnlich." Die Hauptstadtkatze sah Glückskeks zweifelnd an und erinnerte sich an Momente völliger Hysterie, aufgelöster Hektik, panischen Aktionismusses, damals, als der Umzugswagen schon vor der Tür stand und immer noch nicht alles eingepackt war. Aber diesmal würde ja vielleicht alles besser werden. Zumal Glückskeks in Hochstimmung zu sein schien, und das seit Tagen. Die Hauptstadtkatze fragte sich langsam, warum. "Ach Hauptstadtkatze, das ist grade alles so rundum prima, daß ich schon fast Angst kriege. Er ruft an, er macht Termine mit mir aus, er ruft an, wenn ich schon unterwegs bin, ob ich denn bald komme. Ich sehe in seine Augen und sehe, daß es ihm viel besser geht. All diese Seminare scheinen ihm gutzutun. Ich träume nachts von ihm. Ich träume, er liegt im Schnee, ganz blaugefroren, und ich finde ihn und versuche ihn wiederzubeleben, und er wacht auf und schaut mich mit großen Augen an und weiß gar nicht wo er ist, und dann sieht er mich und sagt, ich solle ihn nicht so ängstlich ansehen, wenn ich so gucken würde, bekäme er auch Angst. Und ich nehme ihn in den Arm, und ich weiß nicht, wer sich mehr an wem festklammert, aber es tut gut. Es tut so gut, daß ich noch den ganzen Tag an den Traum denke. Den ganzen Tag. Komm, laß uns fernsehgucken, damit ich an was anderes denke..." Glückskeks schaute mit sehr sanften Augen die Hauptstadtkatze an, und die Hauptstadtkatze dachte, Alte, wie kann man nur so irre sein, hast du was geraucht?? und trollte sich auf den Balkon, der ihr in letzter Zeit so seltsam fremd wurde. Veränderungen kündigten sich an, allerorten.

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Sonntag, 16. April 2006
people are strange, doves too
"Komisch", sagte Glückskeks, als sie in die Wohnung kam. "Komisch, Hauptstadtkatze, als ich grade nochmal an der neuen Wohnung vorbeigekommen bin, hätt ich schwören können, die Tauben auf der Dachterasse hätten sich miteinander unterhalten. Und sie sahen ganz mißmutig aus. Und irgendwie mit der Gesamtsituation unzufrieden und reisefertig. Vor allem die kleinste. Komisch. Aber egal, jetzt mal wieder los auf die Arbeit, ich muß schließlich ganz viel verkaufen, damit Kartons leer werden, damit ich sie vollpacken kann..." Die Hauptstadtkatze hörte nicht zu, sondern überlegte schon, wie sie ihre Sachen am raumsparendsten verstauen konnte in den alten Kitekat-Karton.

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Samstag, 15. April 2006
fortune on the roof
"Yippie!!" schrie Glückskeks. Die Hauptstadtkatze versuchte, cool wie immer auszusehen, fragte sich aber insgeheim schon etwas neugierig, was los war bei diesem Schrei und diesem Grinsen. "Nee, ne? Unfaßbar!! Ey, Hauptstadtkatze, das glaubst du nicht!" Wahrscheinlich nicht, dachte die Hauptstadtkatze, vor allem wenn ich nicht weiß worums geht.. "Lalalaaaaaa..... du wirst Augen machen! Du wirst es nicht glauben! Das ist das ultimative Hauptstadtkatzenparadies, und das Glückskeksparadies sowieso!!" Möven??, dachte die Hauptstadtkatze. "Also ok, da gibts keine Möven, und es ist auch nicht die Hauptstadt, aber das ist definitiv die coolste Wohnung hier in der Landeshauptstadt, die wir uns leisten können. Ne Dachterasse, Hauptstadtkatze! Wir haben bald ne Dachterasse! Und nich so ein Ding in Handtuchgröße, neenee vergiß es, wir haben eine Riesen-Dachterasse. Wir haben die Mutter aller Dachterassen. Und wir haben ne schnucklige Wohnung mit alten Holzbalken drin, und die is sooo schön, und da ziehen wir bald hin. Na gut, es dauert noch ein paar Wochen, aber das vergeht wie im Flug, das kennt man ja. Ich brauch Kartons. Ich brauch Packpapier. Ich brauch diese Bläschenfolie...." Glückskeks war schon kaum mehr zu verstehen, als sie vor sich hin murmelnd den Balkon verließ. Die Hauptstadtkatze wartete mit unverändert coolem Ausdruck, bis Glückskeks um die Ecke verschwunden war, und begann dann, sehr, sehr breit zu grinsen.

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