Mittwoch, 15. März 2006
fortune, the ironing maiden
"Und dann hab ich zu ihm gesagt", sagte Glückskeks auf dem Balkon zur Hauptstadtkatze, "nein, ach was, ich würde ja eh nicht dorthinfahren, um ihn auf seiner Arbeit zu besuchen, sondern ich wär nur zufällig da in der Nähe, weil ich zu meiner Bügelfrau fahr, und ich wüßte ja, daß er gar nicht da ist, und ich würd dann eben nur schnell das Buch dort vorbeibringen. Und er war ein bißchen verblüfft, und hoffentlich ein ganz kleines bißchen enttäuscht." Seit wann hast du denn eine Bügelfrau, dachte die Hauptstadtkatze. "Und dabei hab ich gar keine Bügelfrau", sagte Glückskeks, "gut daß die mir noch eingefallen ist, die Bügelfrau der besten Freundin". Und dann saß Glückskeks weiter da und guckte in den Hinterhof und fror ein bißchen und hoffte natürlich, daß der beste von allen vielleicht doch da wäre, später. Und auch die Hauptstadtkatze saß weiter da und guckte in den Hinterhof und fror ein bißchen, aber es war nun mal die offizielle Jahreswiedereröffnung des Balkons, die sie heute beschlossen hatten, trotz des Wetters, da konnte man nix machen. Und sie saßen da, bis der beste von allen anrief und fragte, ob Glückskeks denn nun schon bei der Bügelfrau gewesen wäre, weil er wäre dann jetzt doch da und man könnte sich dann ja vielleicht doch noch dort treffen. Und Glückskeks sprang auf und fuhr zu ihm, selbstverständlich ohne das kleinste Fitzelchen irgendwelcher Bügelwäsche, aber dafür mit einem Strahlen im Gesicht wie frisch gebügelt.

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Montag, 13. März 2006
fortune, singing miracles
"Natürlich", sagte Glückskeks, und die Hauptstadtkatze hörte schon gar nicht zu. "Machen wir uns mal nichts vor, wie der beste von allen so gern zu sagen pflegt, was soll ich da eigentlich auf den Balkon bei dieser Kälte? Da müßte ich ja den Heizstrahler drei Stunden brummen lassen, und ich hatte schonmal soviel übereinander an, daß ich mich nicht mehr ausziehen konnte, ohne auf dem Boden rumzurobben, und ich glaube du kicherst grade?? Ach was, Katzen können nicht kichern.." Die Hauptstadtkatze kicherte etwas diskreter und hörte dann doch zu, sie erinnerte sich noch gut an die erste Nacht in der neuen Wohnung in Berlin, als die Nachtspeicheröfen noch nicht speicherten und Glückskeks, das Zentralheizungskind, bar jeder Erfahrung mit Kaminöfen, verzweifelt das Berliner Telefonbuch verbrannte und sich dabei sehr wunderte, wie viele Leute in dieser Stadt wohnten und wie schnell das ganze doch wegbrannte und so gar nicht wärmte. "Na, auf jeden Fall war das Januar und nicht März, aber ich glaube es war genauso kalt, und auf jeden Fall mache ich mir nichts mehr vor, sondern gestehe es mir besser ein, daß ich verraten und verkauft bin. Nicht den Schatten einer Chance, und kein noch so kalter Balkon, um noch so lange zu überlegen, sondern sowieso keine Wahl. Tauben. Auf jeden Fall noch ein bißchen länger. I wanna leave you, don't wanna stay here, don't wanna spend another day here, though I wanna split now I can't quit now, you really got a hold on me....." Die Hauptstadtkatze hörte auf zu kichern, weil sie nicht mochte, wenn Glückskeks rumsang. Aber sie verstand. "Und da braucht er erst gar nicht zu kommen und sich zu entschuldigen, daß er auflegen mußte und nicht zurückgerufen hat - er! sich entschuldigt! wegen so'n Scheiß! Und mir mit diesem Feuer in den Augen zu erzählen von seiner Schulung, und daß wir das doch auch machen sollten, unsere Lebensziele aufschreiben und dann vergleichen .. yeah, right!! Und mich so anstrahlen und anfassen und alles alles gar nich, ich weiß ja schon. Ich weiß ja schon. I don't like you, but I love you, seems that I'm always thinking of you, though you treat me badly I love you madly, you really got a hold on me...." Die Hauptstadtkatze kroch unters Sofa, wärmer, schalldichter, kuschliger, und begann von Möven zu träumen.

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Samstag, 11. März 2006
this is the day....
"Tja, Hauptstadtkatze", sagte Glückskeks. "Heute is Stichtag. Heute soll ich Bilanz ziehen, ob es sich rentiert. Ob Möven oder Tauben. Hauptstadt oder Landeshauptstadt. Aber ich glaub, das kann ich heute nicht. Dazu ist mein Kopp zu voll mit Alltagskram heute. Ich glaube, ich genehmige es mir, es zu vertagen, weil dazu brauche ich einen Balkon in der Nacht, Stille und Lichter, die bei den Nachbarn an- und ausgehen, und die Stimme in mir drin, die mir sagen kann, was das richtige ist. Nächste Woche." Die Hauptstadtkatze schaute mit nachdenklichen, abgrundtiefen Augen auf Glückskeks und wartete auf Balkonnächte.

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