Freitag, 27. Januar 2006
used to, used, confused...
"Weißt du eigentlich, wie vertraut er mir ist, Hauptstadtkatze?", sagte Glückskeks langsam. Die Hauptstadtkatze wußte es natürlich, ließ Glückskeks aber einfach reden und beobachtete weiter die Tauben. "Er ist mir so vertraut nach all dieser Zeit... wenn ich neben ihm sitze und er sich durch die Haare fährt, wenn ich merke, daß er an manchen Stellen des Vortrags unruhig wird, weil er sich ertappt fühlt von dem, was er hört, wenn er einen Stift aus der Tasche nimmt und nur eine Sekunde zögert und ich ihm schon Papier besorge von der Kollegin sieben Plätze weiter, wenn mir das alles plötzlich bewußt wird, dann will ich mich einfach nur rüberlehnen zu ihm und ihn anlächeln und ihn küssen, so ein kleiner Kuß auf die Stelle wo der Hals in den Nacken übergeht, und einatmen, damit ich seinen Geruch in der Nase habe, und ausatmen, damit es ihn ein bißchen kitzelt. Und mich dann schnell wieder zurücklehnen in meinem Stuhl, damit ich nicht total wirbelig-schwindlig werde im Kopf. Das will ich gerne. Aber tun tu ichs nicht...ich telefonier nur weiter mit ihm abends, wenn wir beide arbeiten, und die Schicht ist nicht rund, wenn ich nichts von ihm gehört habe, aber das kommt zum Glück sehr selten vor. Viel Spaß beim Skifahren mal wieder, bester von allen!" Glückskeks stieß einen ihrer abgrundtiefen Seufzer aus, und die Hauptstadtkatze fand auf dem Boden einen Papierstreifen aus den Glückskeksen, die es grade bei Aldi gab, und kaute ein bißchen auf ihm herum.

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Freitag, 13. Januar 2006
PS
"Und jetzt, Hauptstadtkatze, jetzt läuft hier grade das Lied aus der Zeit, als ich ihn kennengelernt habe, das er 18mal am Tag laufen ließ, weil er sich grade verliebt hatte damals, aber leider nicht in mich. What kind of a fucking sign is that, good or bad, or just ironic?!"

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letter to the cat that holds fortune's heart
"Liebe Hauptstadtkatze", schrieb Glückskeks aus dem Internetcafé ganz, ganz, ganz direkt unter dem Fernsehturm, "liebe Hauptstadtkatze, wieder in Berlin. Wie geht es dir? Ich werde dir sagen, wie es mir geht, falls ich es selber herausfinde... der beste von allen hat heute mittag angerufen, und gestern, als ich noch auf der Fahrt und noch gar nicht angekommen war, und die zwei Nächte davor, weißt Du, als ich telefoniert habe und danach immer nicht wieder einschlafen konnte für zwei, zweieinhalb Stunden. Wegen Nichtigkeiten ruft er an. Für mich ist das, als wolle er sich ganz nachdrücklich in Einnerung bringen, damit ich ihn auch ja nicht vergesse in dieser Stadt, in die ich schon einmal vor ihm geflohen bin. Und weißt Du was, es funktioniert auch: ich bin hier, ich genieße es auch, aber ich bin diesmal nicht ganz hier, ein Teil von mir ist in der Landeshauptstadt geblieben und lebt immer so ein bißchen auf, wenn er sich meldet. Ich laufe hier herum, es muß ganz schön kalt gewesen sein, auf der Spree und auf unserem Kanal treiben noch die Eisschollen, und jetzt ist es immer noch ziemlich kalt und grau, aber es ist natürlich immer noch Berlin. Ich laufe rum und besuche die Plätze, die ich auch immer besucht habe, als ich hier gewohnt habe - aber nicht die, die meinem Herzen so ganz nahe sind, nicht den Markt am Maybachufer, nicht das Internet Café, wo ich damals so oft war, nicht die kleine türkische Bäckerei am Schlesischen Tor, die die allerleckersten Kekse backt, die wie Vogelfutter aussehen, aber wie Müsli vom Himmel schmecken. Nicht unsere Möven am Kanal. Ich kann mich nicht hineinfallen lassen in diese Stadt wie sonst. Ich bin nicht ganz hier, und wenn ich dort bin, ist er nicht ganz bei mir... Andere Dinge funktionieren hier wie immer, fremde Leute sprechen mich an und sind besonders nett zu mir, wie mysteriöserweise immer hier, und auch die Jungs vom Pizzastand am Ostbahnhof haben sich fast wieder überschlagen. Und ich merke auch, daß es immer noch funktionieren könnte, daß ich hier glücklich sein könnte, sehr glücklich sogar. Wie an dem Tag, an dem ich am Alexanderplatz saß - of all places! - und meinen ersten Kaffee trank, und der Alexanderplatz lag vor mir, so wie er halt ist, und der ganze Tag lag vor mir, the whole glorious day-to-be here in this city, und die Sonne schien mir ins Gesicht und glitzerte ein bißchen in meinen Tränen, weil ich heulen mußte vor lauter Glück, hier zu sein, genau hier, genau jetzt, genau so... Und jetzt sitze ich wieder hier, am anderen Ende des Alexanderplatzes, und Ströme von Leuten ziehen an mir vorbei, und ich sitze hier und schreibe mir mein Herzchen raus. Wo immer er drin ist, und immer Berlin. Paß auf Dich auf. Dein Glückskeks."

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Samstag, 24. Dezember 2005
fortune on a break
"Hm, passiert ja nich grad viel, Hauptstadtkatze", sagte Glückskeks, grade daheim angekommen. "Ich mein, ok, auf der Arbeit ist Streß, alles ist im Weihnachtswahnsinn, wenn ich mir auch vorkomme wie der einzige Fels in der Brandung, der grade mal nicht Weihnachten feiert, aber trotzdem, im Moment kommt nichts so wirklich an mich ran. Seltsam, oder?" Die Hauptstadtkatze betrachtete sich auf dem Balkon mit allergrößtem Gleichmut die hysterisch blinkenden Weihnachtslichtchen der Nachbarn und fand das gar nicht seltsam. Man mußte ja nicht alles an sich ranlassen, Hektik, Streß, Katzenbürsten. "Und sogar der beste von allen ist raus aus dem Bild und wedelt irgendwo Pulverschneehänge herunter. Aber so zwischendrin, morgens in aller Frühe, plötzlich eine SMS von ihm, und pffff, so sehr sich auch bemüht, nach Larifari zu klingen, immerhin ist das ein Zeichen, daß er irgendwo in nem Schneehaufen an mich denkt. Isjamanichschlecht." Glückskeks packte weiter Weihnachtspäckchen ein, und die Hauptstadtkatze erzählte sich selbst eine Weihnachtsblinklichtgeschichte.

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