Samstag, 18. Juni 2005
fortune - clueless
"Worüber soll ich was sagen, Hauptstadtkatze?", sagte Glückskeks. "Etwa darüber, daß ich den besten von allen vorgestern so vermißt habe, daß es weh tat? Darüber, daß ich ihn dann mitten in der Nacht auf seiner Arbeit besucht habe, und entdeckt zu haben glaube, daß er sich gefreut hat, mich zu sehen (kennst du dieses Grinsen, das man hat, wenn man eigentlich nicht zeigen will, daß man grinsen muß?) Darüber, plötzlich so richtig traurig zu sein, weil ich ihn in den nächsten Wochen so selten sehen werde, so traurig, daß ein Kollege das merkt? Darüber, immer noch einer verpaßten Umarmung nachzutrauern? Oder besser darüber, wie es ist, beim zweitbesten von allen am Schreibtisch zu stehen und auf seinen Hintern zu gucken, wenn er vor einem kniet, um eine Steckdose zu suchen? Darüber, wie es ist, ihm die Hand zu drücken, obwohl man ihn eigentlich lieber in den Arm nehmen würde? Darüber, Erinnerungen in sich aufsteigen zu fühlen, die gar nicht in dieses Leben passen? Ich glaub, ich sag besser gar nix." Die Hauptstadtkatze sagte auch nix.

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Donnerstag, 16. Juni 2005
fortune about changes big and small
"Und wenn man seine Schichtzeiten tauscht, Hauptstadtkatze", sagte Glückskeks, "- also nur falls du mal im Schichtdienst arbeiten solltest - , dann sollte man immer darauf achten, daß der beste von allen einem zuhört, wenn man das erwähnt. Sonst kommt man auf die Arbeit und er war schon da, und man überlegt den ganzen Tag, ob er wirklich ein GANZ kleines bißchen enttäuscht geklungen hat am Telefon, wenn man ihn dann anruft und er erzählt, daß er ja nun schon da war, und ob er wirklich ein GANZ kleines bißchen enttäuscht geklungen hat, wenn er fragt, ob man vor den paar Tagen in Berlin überhaupt nochmal da ist. Und wenn man beim zweitbesten von allen ist und er einem vom nahenden Tod eines geliebten Menschen erzählt, dann sollte man auch mal was tauschen, nämlich seine Primzahlen-Mentalität, und sollte den einfach mal in den Arm nehmen, oder wenigstens etwas sagen, das wirkt wie ein In-den-Arm-genommen-werden. Sonst kommt man heim und überlegt den ganzen Abend, ob es nicht besser gewesen wäre, noch mehr zu sagen, oder einfach mal was zu tun. Und das ist noch wichtiger als neue PC's und Geschwafel über alles mögliche banale, affige Zeug. Ach Hauptstadtkatze, ich glaub ich lerne es nie, über diesen meinen eigentlich gar nicht sooo großen Schatten zu springen...." Glückskeks schaute die Hauptstadtkatze ein bißchen melancholisch an und wünschte sich, es wäre nicht zu spät, etwas zu sagen oder zu tun. Die Hauptstadtkatze schaute Glückskeks eine Weile an, und obwohl sie wußte, daß es manchmal nicht zu spät ist, etwas zu sagen oder zu tun, man mußte halt eben nur wissen, daß es nicht zu spät ist, wußte sie nicht, was sie sagen oder tun konnte, um das Glückskeks begreiflich zu machen. "Ach Hauptstadtkatze, ich weiß, dir bedeutet das nicht wirklich sehr viel, aber ich verspreche dir, weil irgendjemandem muß ich es ja versprechen, wenn ich das nächstemal den zweitbesten von allen sehe oder mit ihm rede, dann werd ich ihm sagen, ja, was kann ich ihm eigentlich sagen... ich werd was finden, das ihn ein bißchen wärmt, so wie ne Umarmung, wenn sich sowas finden läßt, und das ihn ein kleines bißchen wissen läßt, wie ich mit ihm fühle. Und wenn ich tatsächlich noch in diesem Sommer mit dem besten von allen auf einem Hausboot stehe an einem Wunderwochenende auf einem Wunderkanal in Frankreich, dann werd ich ihm sagen... dann werd ich was finden, das ihn ein kleines bißchen wissen läßt, wie gut es mir dann grade geht. Und was ich denen dann so sage, das färbt hoffentlichhoffentlich ein bißchen ab, so wie wenn ich ein kleines Stückchen von meinem Herzen mitwäsche in ihrer Lebenswaschmaschine. Je t'inventerai des mots insensés que tu comprendras.... " Und auch die Hauptstadtkatze fühlte sich ein kleines bißchen französisch in der Seele und sehr sehr Jacques Brel-mäßig.

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Mittwoch, 15. Juni 2005
fortune and the best dreams of all
"Die besten Träume von allen, Hauptstadtkatze", sagte Glückskeks, "sind doch die, nach denen man aufwacht und ein breites Grinsen im Gesicht hat, das bis mittags um drei nicht weggeht. Und ja, ich habe geträumt und gegrinst, und ja, es war ein Traum über den besten von allen. Der vor mir gestanden hat und mich in den Arm genommen hat, und wir haben gar nicht mit den Armen gerudert, sondern ineinandergepaßt. Und mich geküßt hat, grade als ich was sagen wollte wie, he moment mal, das machen wir doch sonst nicht, oder, das klappt doch immer nie, oder, normal machen wir da doch höchstens Scherze drüber. Ach was, geküßt, niedergeknutscht, zum Niederknien gut..." Glückskeks' Augen wurden ein bißchen weiter und schauten in die Ferne, zurück in die letzte Nacht hinein, und Glückskeks' Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, das reichte bis in die nächste Nacht um drei. Die Hauptstadtkatze saß da und betrachtete diese Phänomene wie sonst die Tauben auf dem Balkon. Es lag ihr ein bißchen fern, darüber nachzudenken, was Küsse eigentlich sind, aber Glückskeks hätte es auch nicht erklären können, oder war das Grinsen Erklärung genug?

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