Mittwoch, 16. November 2005
the magic of two
"Zwei Tage hab ich mir ihn jetzt angeguckt, Hauptstadtkatze", sagte Glückskeks, draußen auf dem Balkon unter der Decke neben dem Heizstrahler. "Zwei gesegnete Tage der Personalschulung... zwei Tage gemeinsam zuhören, über faszinierende Themen wie Sozialversicherungsrecht, Kündigungsschutz undArbeitszeitgesetze - oh rapture! Zwei Tage, an denen der Referent fast immer genau so stand, daß es gar nich aufgefallen ist, daß ich nicht wirklich ihn angeguckt habe, sondern den besten von allen, wie er zuhörte oder manchmal auch nicht zuhörte - oh bliss! Zwei Tage gemeinsame Pausen, gemeinsames Essen, Gespräche zwischendurch, an denen auch immer andere dabei waren, aber er den Raum erhellt hat. Zwei Tage, an denen er über meine Bemerkungen gelacht hat und ich über seine. Zwei Tage, an denen immer mal wieder auch ein private joke vorkam, eine Bemerkung, ein Satz, ein Wort, den nur wir beide verstanden haben. Und weißt du, wie ich mich jetzt fühle, Hauptstadtkatze?" Die Hauptstadtkatze wußte es nicht, wenn auch die traurig nebeneinanderstehenden Kuschelpuschen, die zerrauften Haare von Glückskeks und die glitzernden Tränen in ihren Augen subtile Hinweise gaben.... "... und das macht mir wirklich Angst, Hauptstadtkatze, weißt du wie ich mich jetzt fühle? Ich kann nicht genug von ihm kriegen, ich will ihn wiedersehen, am liebsten jetzt sofort, und noch zwei Tage mit ihm reden und ihn ansehen, und dann noch zwei, und wenns denn geht, am liebsten noch zwei, dankeschön... und außerdem, ich weiß, da stimmt was nicht, dafür hat er sich die Augen ein bißchen zu oft gerieben, dafür hat er zu oft in die Ferne geguckt, dafür hat er sich zu selten die Hände gerieben. Irgendwas stimmt da nicht, und ich will es am liebsten alles gutmachen, what-fucking-ever it is... und ich mochte nicht, wie er seinen Kalender ansah und nervös dabei wurde."

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