Donnerstag, 20. Oktober 2005
and then there was music
"In die Hölle komm ich, Hauptstadtkatze", sagte Glückskeks mit großer Überzeugung. Die Hauptstadtkatze wußte das, harrte aber einer weiteren Erklärung. "Aber in der Hölle werde ich sagen, macht nix, das hat sich nu mal rentiert." Glückskeks grinste in Erinnerung an den letzten Abend. "Vom runden Geburtstag der Frau Mama unter fadenscheinigen Ausreden abzuhauen, jaja die Grippe und so, ach dann geh doch Kind, und dann ab aufs Konzert mit dem besten von allen... wie wir das überhaupt hingekriegt haben, weiß ich sowieso nicht, vor lauter Rumeiern und ja-ich-geh-auch-dahin und bis-morgen-dann und wir-sehen-uns-dort... und dort stehen und zuhören, geniale Musik, der Bruder kann ja so schön verzweifelt klingen und inbrünstig und streicherlastig und sehr, sehr live.. und den besten von allen neben sich zu haben. So ein Stückchen Paradies ist doch die Hölle wert, oder? Und sich angrinsen und einfach zuhören.. und so fast ganz am Ende dreht er sich nochmal um und sagt, besser als Geburtstag, oder? Und ich grinse und sage, viel besser, viel viel besser...." Glückskeks suchte schon wieder die CD vom Event der Livemusik-Kultur, und die Hauptstadtkatze machte mißmutig Platz für die Suchaktion. "Und dann noch kurz rein zun Kollegen, und die eine Kollegin, die Bescheid weiß über die Irrungen und Wirrungen meines Herzens, die fragt, was habt ihr denn getrunken, und ich sage hä, nix, nur Wasser und Cola light, und sie sagt, das glaubt sie ja wohl nicht, wir hätten so strahlende Augen, wir müßten ja wohl was getrunken haben.. Ach Hauptstadtkatze, das ist überhaupt eine gute Frage, warum ich denn nicht einfach meine Gefühle offenbare... schon wieder mal... aber dann doch ganz anders... warum eigentlich nicht.... ich glaube, weil ich sie eigentlich der ganzen Welt offenbare, wenn ich ihn angucke und besoffen gucke von lauter ihn-nur-angucken, wenn ich nix auf ihn kommen lasse, egal was für ein Ding er mal wieder dreht, wenn ich mein Herzchen der virtuellen Welt ausschütte.... vielleicht kommt ja einfach mal die gute Fee und wedelt mit dem Feenstab, so geschickt aus dem Handgelenk, wie wenn sie ein Ei aufschlagen würde, und er hüstelt ein bißchen vom Feenstaub und sagt, ach so, ja wenn das so ist, und knutscht mich endlich nieder oder tut sonst was hochromantisches .... schließlich hab ich ja schon manchmal den Eindruck, daß die Fee schon mal da war, so irgendwann klammheimlich dieses Jahr, als wir beide geschlafen haben, und hat ihm den Schleier aus den Augen gerieben, damit er mein Herz so sieht wie es wirklich ist. Den Rest können wir nur abwarten. Und die meiste Zeit über eben doch denken, Blödsinn, der liebt dich nich. " Glückskeks entschwand in die Welt schwedischer Musiker, und die Hauptstadtkatze war mal wieder froh, ihre Ruhe zu haben. Die Möven waren weit, und der Winter kam immer näher.

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