Freitag, 29. Juli 2005
no words of consolation
"Ist es nicht seltsam, Hauptstadtkatze", sagte Glückskeks, "wie sprachlos einen der Wunsch zu trösten machen kann? Man sitzt vor jemandem, den man liebt, und sieht daß sein halbes Leben in Trümmern liegt, oder zumindest die Hälfte dessen, womit er seine Zeit verbracht hat, woran er geglaubt hat, was ihm Ziel und Kraft gegeben hat. Und man möchte ihn trösten, und man findet kein Wort, das ausdrückt, was man sagen will. Worte, die man bräuchte, müßten warm sein, aus dem Herzen nach oben auf die Zunge quellen und einhüllen können wie eine warme Decke, wie ein Sommerregen oder eine Umarmung. Man müßte diese Worte aus dem Bauch pflücken können und dann schützend in der Hand halten, wie man einen Vogel in der Hand hält, der aus dem Nest gefallen ist, so eine Höhle mit den Händen bauen, bis man die Worte braucht, und sie dann vorsichtig in die Hände dieses anderen Menschen legen. Sie müßten eine Hängebrücke bauen können wie über eine Schlucht, eine Zugbrücke wie über den Wassergraben einer Burg, sie müßten wie ein Regenbogen sein, der die Enden der Seelen miteinander verbinden kann, oder die Enden des Ichs oder wie auch immer man das nennen will, was die Menschen ganz tief im Innern wirklich ausmacht. Sie müßten über den Graben hinweghelfen, der um einen herum immer ist, wenn man sich bewußt wird, wie allein man auf der Welt eigentlich ist. Aber nein, man sitzt da und sagt gar nichts, versucht es nicht einmal, weil das Fehlen solcher Worte einem sogar den Versuch versagt. Ach Hauptstadtkatze, ich wünschte, wir könnten einfach unsere Gedanken in solchen Momenten auf die Reise schicken, als Essenz, als magische Tropfen, die auf die Haut des anderen tropfen und alles gut machen." Die Hauptstadtkatze sah Glückskeks an und verstand, wie immer. Katzen, und besonders Hauptstadtkatzen, werden mit solchen magischen Tropfen großgezogen.

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Mir gehts in solchen Situationen auch nicht anders.
Ich stehe betroffen daneben, höre zu, will gerne etwas tröstendes sagen. Aber alles was mir einfällt klingt so abgedroschen daß ich lieber beschließe zu schweigen...

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genau das ist das problem... alles was einem einfällt, wurde schon 83mal in irgendwelchen hollywoodschinken und groschenromanen verwurstet. und auf die worte, die man eigentlich sucht, werden die hollywoodschreiber vielleicht im leben nich kommen. aber vielleicht ja doch einmal, und dann kann man guten gewissens zitieren, wie aus wenigen filmen....

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