Dienstag, 21. Juni 2005
Glückskeks aus der Hauptstadt
"Liebe Hauptstadtkatze, hier bin ich also. Was noch wahr ist? Die Hauptstadt ist wahr. Brütend heiß, laut, dreckig, voll, lebendig und sehr wahr. Sie trifft mich, wie sie mich immer getroffen hat. Und es trifft mich noch mehr hier, und ich liege in meinem Hotelzimmer und höre die Menschen auf der anderen Seite des Hinterhofs reden, die Flugzeuge nach Tempelhof donnern, die Polizeiwagen auf der Sonnenallee vorbeijagen, die Tauben auf dem Hermannplatz flattern. Die Musik des besten von allen habe ich gestern abend gehört, und die Uniform von dem, der der zweitbeste von allen einmal war, habe ich heute mittag gesehen. Und geheult habe ich gestern abend, und ich kann nicht genau erklären warum. Weil es anders ist, als es letztesmal war, als ich hier war? Weil ich Angst hatte, daß es nicht wieder so werden könnte, wenn ich gehen muß, weg aus der Nähe des besten von allen? Aber es ist alles gut so, wie es ist, und es könnte sicher wieder so werden, oder ein bißchen anders, aber das macht nichts. Ich hoffe es zumindest, denn ich brauche einen Fluchtweg. Jeder muß einen Plan B haben. Auch der beste von allen, aber der hat noch keinen. Ich bin bald wieder da, und nein, ich kann dir keine Möve mitbringen. Dein Glückskeks."

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