Sonntag, 23. März 2008
stitching the pattern
glueckskeks, 18:06h
"Tja, was soll man sagen, Hauptstadtkatze", sagte Glückskeks, aber die Hauptstadtkatze war schon froh, daß überhaupt wieder mehr gesagt wurde. "Noch vier Wochen bis takeoff. Die SMS werden ein bißchen fließender gewechselt, aber reicht das als Fortschritt?" Die Hauptstadtkatze wußte es nicht, eigentlich hieß die Antwort nein, aber Glückskeks war so schlecht zu sprechen auf Einsilbigkeit in letzter Zeit. "Ich weiß ich weiß, eigentlich ist das kein Fortschritt, so definitionsmäßig, denn dafür sind andere Kommunikationsformen ins Stocken geraten. Aber ich bin es leid, zu analysieren. Meistens sind es dann doch Hirngespinste. Ich meine, kann man darauf kommen, daß ein Handy geklaut wurde, wenn sich jemand nicht meldet, und daß das Ersatzhandy dauernd Akku-Ausfälle hat? Kann man darauf kommen, daß wenn einem das erzählt wird, das mal keine billige Ausrede ist? Und was ist überhaupt mit dem PC, ist der auch geklaut worden im Bus?!" Glückskeks bekam schon wieder diese Falte auf die Stirn, die die Hauptstadtkatze ein bißchen nervte. Einfach nicht so viel denken, dachte die Hauptstadtkatze. Einfach ein bißchen auf der Couch zusammenringeln, dösen und abwarten, das hilft doch viel mehr, vier Wochen zu überstehen.... Glückskeks setzte sich auf die Couch, neben den Berg vollgeweinter Taschentücher, und nahm ihr Stickwerk zur Hand, das cremefarbene mit den kleinen roten Kreuzstichen, das über dem neuen Herd hängen sollte, und auf dem schon der Sinnspruch vorgezeichnet war, "Manches ist nicht so tragisch wie man denkt". Und die Hauptstadtkatze ringelte, döste und kaute ein bißchen auf dem roten Faden herum, bis der sich nicht mehr durch Glückskeks' Leben zog.
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