Sonntag, 27. Januar 2008
capital, capital, capital
"Liebe Hauptstadtkatze", schrieb Glückskeks. "Wie geht es dir? Ich bin in unserer Hauptstadt, und du mußt in Souterrain-Ferienwohnungen darben, aber ich hol dich bald wieder ab, ich verspreche es. Wie es mir geht? Ich weiß, du fragst nicht, du fragst nie, aber ich erzähls dir trotzdem. Mir geht es... seltsam. Die Hauptstadt ist wie immer laut und wie meistens kalt und voll mit Leuten, die sich für sehr cool halten und es auch sind, manchmal. Und ich stolpere dazwischen herum, gefangen in meiner kleinen Gedankenwelt. Ach Hauptstadtkatze..." Glückskeks schaute sich im Internetcafe um und hoffte, nicht besonders aufzufallen mit diesem sehr melancholischen Gesichtsausdruck. "Ich weiß nicht, ob ich den fernen Prinzen nicht verloren habe, bevor ich ihn ganz hatte, aber ich weiß ja auch nicht, ob ich ihn so richtig genug gewollt habe. Weh tuts grade aber trotzdem. Ich weiß nicht, ob der Bruch in der Freundschaft mit der besten Freundin noch zu kitten ist, aber ich weiß ja auch nicht, ob ich das so richtig genug will. Ich weiß nicht, wie schnell wir eine neue Wohnung finden werden, aber ich werde eine suchen, Hauptstadtkatze, ohne Dachterasse sicherlich, aber mit Balkon, versprochen. Die wird billiger sein und ich werde mehr Zeit und Geld haben, meinen Kopf zu lüften manchmal, im Wind der Hauptstadt oder woanders. Und wer weiß, vielleicht wird die übernächste Wohnung ja wieder in der Hauptstadt sein. Wir werden sehen. Wir werden vieles sehen. Und heute mittag hab ich im Asia-Imbiss meines Vertrauens einen Glückskeks gegessen, und darin stand sometimes travelling to new places can bring great transformation. That sums it up, doesnt it." Glückskeks klebte die virtuelle Briefmarke auf die virtuelle Postkarte, veröffentlichte und stapfte in den kalte Hauptstadtabend hinaus und gab auf, auf den fernen Prinzen zu warten, zumindest heute abend.

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