Freitag, 13. Januar 2006
PS
"Und jetzt, Hauptstadtkatze, jetzt läuft hier grade das Lied aus der Zeit, als ich ihn kennengelernt habe, das er 18mal am Tag laufen ließ, weil er sich grade verliebt hatte damals, aber leider nicht in mich. What kind of a fucking sign is that, good or bad, or just ironic?!"

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letter to the cat that holds fortune's heart
"Liebe Hauptstadtkatze", schrieb Glückskeks aus dem Internetcafé ganz, ganz, ganz direkt unter dem Fernsehturm, "liebe Hauptstadtkatze, wieder in Berlin. Wie geht es dir? Ich werde dir sagen, wie es mir geht, falls ich es selber herausfinde... der beste von allen hat heute mittag angerufen, und gestern, als ich noch auf der Fahrt und noch gar nicht angekommen war, und die zwei Nächte davor, weißt Du, als ich telefoniert habe und danach immer nicht wieder einschlafen konnte für zwei, zweieinhalb Stunden. Wegen Nichtigkeiten ruft er an. Für mich ist das, als wolle er sich ganz nachdrücklich in Einnerung bringen, damit ich ihn auch ja nicht vergesse in dieser Stadt, in die ich schon einmal vor ihm geflohen bin. Und weißt Du was, es funktioniert auch: ich bin hier, ich genieße es auch, aber ich bin diesmal nicht ganz hier, ein Teil von mir ist in der Landeshauptstadt geblieben und lebt immer so ein bißchen auf, wenn er sich meldet. Ich laufe hier herum, es muß ganz schön kalt gewesen sein, auf der Spree und auf unserem Kanal treiben noch die Eisschollen, und jetzt ist es immer noch ziemlich kalt und grau, aber es ist natürlich immer noch Berlin. Ich laufe rum und besuche die Plätze, die ich auch immer besucht habe, als ich hier gewohnt habe - aber nicht die, die meinem Herzen so ganz nahe sind, nicht den Markt am Maybachufer, nicht das Internet Café, wo ich damals so oft war, nicht die kleine türkische Bäckerei am Schlesischen Tor, die die allerleckersten Kekse backt, die wie Vogelfutter aussehen, aber wie Müsli vom Himmel schmecken. Nicht unsere Möven am Kanal. Ich kann mich nicht hineinfallen lassen in diese Stadt wie sonst. Ich bin nicht ganz hier, und wenn ich dort bin, ist er nicht ganz bei mir... Andere Dinge funktionieren hier wie immer, fremde Leute sprechen mich an und sind besonders nett zu mir, wie mysteriöserweise immer hier, und auch die Jungs vom Pizzastand am Ostbahnhof haben sich fast wieder überschlagen. Und ich merke auch, daß es immer noch funktionieren könnte, daß ich hier glücklich sein könnte, sehr glücklich sogar. Wie an dem Tag, an dem ich am Alexanderplatz saß - of all places! - und meinen ersten Kaffee trank, und der Alexanderplatz lag vor mir, so wie er halt ist, und der ganze Tag lag vor mir, the whole glorious day-to-be here in this city, und die Sonne schien mir ins Gesicht und glitzerte ein bißchen in meinen Tränen, weil ich heulen mußte vor lauter Glück, hier zu sein, genau hier, genau jetzt, genau so... Und jetzt sitze ich wieder hier, am anderen Ende des Alexanderplatzes, und Ströme von Leuten ziehen an mir vorbei, und ich sitze hier und schreibe mir mein Herzchen raus. Wo immer er drin ist, und immer Berlin. Paß auf Dich auf. Dein Glückskeks."

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