Glückskeks und die Hauptstadtkatze

"....und wer weiß, was an dem Donnerstag dann passiert, hat er gesagt, Hauptstadtkatze,", sagte Glückskeks, "weil das ja der beste Tag der Woche für uns alle beide ist.... und weißt du, was passiert ist?!?!?!" Die Hauptstadtkatze ahnte nix gutes, wegen des kleinen hysterischen Kieksers, den sie in Glückskeks´ Stimme hörte. "Ich bin zu blöd, um von jemand in den Arm genommen zu werden, das ist passiert!! Ist das denn die Möglichkeit?! Ich meine, ok du hast Pfoten, aber du wirst es nachvollziehen können, so schwer ist das Umarmen an sich eigentlich nicht. Sollte man meinen. AUSSER NATÜRLICH, außer man hebt die Arme exakt, aber auch exakt in der gleichen Höhe und im gleichen Winkel wie der beste von allen, der einem gegenübersteht. Exakt! Und dabei kommt dann gar nix raus. Man steht ein bißchen doof da, Sekundenbruchteile schmelzen und kleckern und tropfen und schleimen sich zu Ewigkeiten, und dann läßt man die Arme wieder sinken. Und fühlt sich ein kleines bißchen betrogen, vom Schicksal betrogen. Um eine lächerliche kleine Umarmung betrogen, die aber die beste Umarmung von allen gewesen wäre, ganz bestimmt, weil sie ja vom besten von allen gekommen wär. Ich mein, ich hab Intelligenztests gepackt, ich kann meine Schuhe binden, ich kann eine Sprache fließend - wenn auch nicht schwedisch - und zwei andere mindestens verstehen, ich kann mit den Ohren wackeln und ich werde beim Karaokesingen nicht gleich von der Bühne gebuht. Aber ne Umarmung kann ich nicht? Was ist an dem Bewegungsablauf so kompliziert, Himmel?! Kein Wunder, daß die beste Freundin meint, beziehungsmäßig bin ich eine Primzahl....." Die Hauptstadtkatze wartete, bis Glückskeks mit weiterem Gebrummel endlich eingeschlafen war, stellte sich kurz auf die Hinterbeine und umarmte testweise die Yuccapalme in der Ecke. "Eigentlich", dachte sie, "recht unkompliziert, man braucht nicht mal Daumen dazu."