Glückskeks und die Hauptstadtkatze

"Früher, als ich klein war, Haupstadtkatze", sagte Glückskeks und schaute sich den Stapel an. Die Hauptstadtkatze saß neben dem Stapel und überlegte sich sehr genau, ob sie ihn durch lässiges Aufspringen umkippen sollte, oder ob er noch wachsen würde und sich dann als Ausguck in Richtung Sofa eignen könnte. "Früher, als ich klein war und wir in die nächste, langweilige kleine Kreisstadt gefahren sind am Nachmittag, da habe ich oft ein Buch gekriegt. Und gleich auf der Heimfahrt im Auto zu lesen angefangen. Und dann abends nochmal nach dem Essen. Und am nächsten Nachmittag nach der Schule, und dann war's fertig. Ich hätte mir nie nie nie vorstellen können, ein Buch zuhause zu haben und es NOCH NICHT GELESEN zu haben!! Wie sollte DAS denn gehen?!" Glückskeks seufzte leise und ein kleines bißchen wehmütig und stapelte dann weiter den Stapel ungelesener Bücher höher und höher. Erwachsen sein hatte wirklich manchmal überraschende Nachteile. Die Hauptstadtkatze, die den Inhalt aller Bücher dieser Welt schon kannte, geschriebene und noch ungeschriebene, lächelte ein kleines innerliches Katzenlachen und dachte an die manchmal überraschenden Vorteile des menschlichen Erwachsenseins, an die sich Glückskeks sicher bald wieder... ah ja, da ging sie ja schon in die Küche und machte sich einen Gin Tonic. Erinnerung anscheinend wieder da. Die Hauptstadtkatze sprang elegant den Stapel kaputt und verschwand mit einem letzten graziösen Schwanzwischer in Richtung unbekannter Wohnungsschlupfwinkel.

"Just now, my CAPITAL kitty", fortune said, "just now... a bird singing at 1.30 am.... screeching tires followed by the sickening thud of metal hitting something.... and then exactly the same again... and look, we both cannot see an accident...." Fortune looked completely puzzled and wide awake, but the capital cat knew that stranger things have happened.

"Verdammt, verdammt, verdammt...." stammelte Glückskeks und lief ein bißchen kopflos durch die Wohnung. Das sieht nicht gut aus, dachte die Hauptstadtkatze. Diese Planlosigkeit des Durcheinanderlaufens, dieses inbrünstige Fluchen, diese leicht glasigen Augen... oje, dachte die Hauptstadtkatze, Glückskeks ist.... "Verliebt, nein das kann nich sein!!" murmelte Glückskeks fast schon flehend. "Das kann man so nicht nennen, ich brauch das nicht in meinem Leben, neinneinneieeennnn!! Ich bin vielleicht ein bißchen wuschig im Kopf, denke vielleicht ein biiiißchen zu viel an diesen einen, sehr seltsamen Mann, und grinse vielleicht ein ganz klein wenig schief, wenn diese Gedanken aufkommen.. aber verliebt?! Neinneinnein." Glückskeks schwor sich, nie nie wieder diesen einen Sekundenbruchteil zu lange in diese Augen zu sehen, und die Hauptstadtkatze schickte ein kleines Katzengebet in den Katzenhimmel, mit unbekanntem Inhalt.